Die hier aufgeführten theoretischen Wege zur Psychotherapie bilden nur die Formalitäten ab. In der Praxis zeigt sich, dass alleine der "Zugang zum System" sehr schwierig ist. Das liegt aktuell vor allem an der großen Diskrepanz zwischen verfügbaren Therapieplätzen einerseits und Behandlungswünschen andererseits. Vereinfacht gibt es aktuell nicht genug Psychotherapeuten für die Menge an psychischen Erkrankungen. Die Suche nach einem Therapieplatz stellt sich für Betroffene sehr frustrierend dar. Mitunter wird die Problematik verschärft, weil gerade Betroffenen von psychischen Erkrankungen möglicherweise der Antrieb für organisatorische Aspekte fehlt. Auch Hausärzt/innen haben nur selten die Möglichkeit den Prozess zu beschleunigen. Zusätzlich erschwerend wirkt die hohe Individualität in der Behandlung, die auch bedeuten kann, dass nach den probatorischen Sitzungen erneut eine Therapeutensuche stattfinden muss.
Wie sich der erhöhte Therapiebedarf erklärt, ist sicherlich nicht nur ein psychologisches oder medizinisches Thema, sondern auch ein gesellschaftliches. Welche Belastungsfaktoren bringt unsere moderne Gesellschaft mit sich? Rasche Veränderungen und hohe Anforderungen in der Arbeitswelt und persönliche "Verfügbarkeit". Aber auch Änderungen im Leben und Erleben von zwischenmenschlichen Beziehungen. Und zuletzt natürlich die Pandemie mit all ihren einflussnehmenden Faktoren auf Arbeit und Alltag. Zusätzlich das Aufbrechen haltgebender sozialer Strukturen in allen Lebensbereichen mit zusätzlichen familiären Mehrbelastungen.
All diese Aspekte werden im Zusammenhang mit der Häufung vor allem von depressiven Erkrankungen und Burn-out-Diagnosen genannt.