Vorbeugung?

Viel hilft viel. Diese Vorstellung haben wir in einigen Bereichen unseres Lebens. Und diese Vorstellung existiert auch für Laien in Bezug auf diagnostische Maßnahmen in der Medizin. Wenn ich nur recht viel untersuchen lasse, dann kann ich vielen Erkrankungen vorbeugen! Aber ist dem wirklich so? 

Ärzt/Innen haben auf dieses Thema eine etwas andere Sicht. Tatsächliche Vorbeugung findet eigentlich nur außerhalb der Arztpraxis statt. Nämlich mit Lifestyle-Aspekten. Also dem "gesund Leben", beeinflusst durch Bewegung, Ernährung und Vermeiden von schädlichem Verhalten. Begriffe, wie "Krebsvorsorge" sind deshalb etwas unglücklich, weil die Präventionsmaßnahmen auf eine Früherkennung abzielen, also wenn der Krebs schon eingetreten ist, um ihn dann möglichst frühzeitig behandeln zu können. Man kommt dem Krebs aber keinesfalls zuvor. Dieses wird in der Medizin als "Screening" bezeichnet. Screening-Maßnahmen sind übrigens nicht unumstritten. Hier gilt eben nicht einschränkungslos "viel hilft viel". Die Methode, mit der gescreent wird, muss zunächst mal mit ausreichender Sicherheit diejenigen herausfiltern können, die wirklich erkrankt sind. Wenn ein Test auch bei vielen eigentlich gesunden Menschen das Vorhandensein einer Erkrankung anzeigt, dann werden auch viele dieser Menschen unnötig in Sorge versetzt oder im schlimmsten Fall gar unnötigen Therapiemaßnahmen ausgesetzt. Dieses Phänomen wird mit Überdiagnose und Übertherapie bezeichnet. Es stellt ein zunehmendes Problem dar in einem "diagnostikfreudigen" Gesundheitssystem. Auch vermeintlich harmlose Blutentnahmen können in solche Dilemmata führen. Selbst einfachste "Gesundheitschecks" müssen sich eigentlich auch im Lichte dieser Sichtweisen erst einmal beweisen. Wie vielen Menschen helfe ich mit Prävention, aber wie vielen schade ich vielleicht auch?!