Die gesetzmäßige Verpflichtung der Krankenkassen eine hausarztzentrierte Versorgung anzubieten, erkennt vor allem die Bedeutung des Hausarztes als Koordinator in Fragen der Gesundheit an. Der deutlichste und vor allem nach außen getragene Vorteil ist dabei die verbesserte Grundversorgung, die dann ohne wesentliche Informationsverluste stattfindet. Zu erwähnen ist aber auch die Einsparung von Kosten durch die Vermeidung unnötiger und teils auch doppelter Diagnostik. Auch die Vermeidung von Diagnostik kann im Übrigen in der Medizin zu einer Steigerung der Ergebnis-Qualität führen. Im Vergleich zu anderen Systemen wirkt das erst mal schwer nachvollziehbar. Denn wenn ich mehr Geld in die Hand nehme, bekomme ich nach wirtschaftlichen Kriterien im Durchschnitt auch eine bessere Qualität. In der Medizin ist dem aber nicht immer so. In diesem Zusammenhang gewinnt der Begriff der Überdiagnose zunehmend an Bedeutung und rückt auch immer mehr ins Bewusstsein der Patienten.
In jedem Gesundheitssystem ist die Rolle eines "starken" Hausarztes und einer starken Hausärztin, die ihre Patienten kennen, nicht zu bezweifeln. Es geht nicht um die rein wissenschaftlichen und rationalen Entscheidungsprozesse in der Medizin. Diese können recht einfach algorithmisch und in Fließschemata abgerufen werden. Doch jeder Mensch hat seinen individuellen Hintergrund, seine eigenen Wünsche, seine biografische Lebensphase. Immer häufiger sehen wir uns in unserer Gesellschaft deshalb auch mit ethischen Fragen im Gesundheitssystem konfrontiert. Selbst die Abwägung wirtschaftlicher Interessen im Gesundheitssystem gegenüber der rein auf den Menschen bezogenen "weisen Entscheidungsfindung" ist im deutschen Gesundheitssystem längst angekommen. Und genau in diesen Wirren scheint die Rolle eines abwägenden Beraters in Form eines Hausarzt ein hohes Gut.